Mit einem fünfstöckigen, gläsernen Turm als Haupteingang, einem eingeschossigen Riegel entlang der Von-der-Heydt-Straße für bauhaus-café und bauhaus-shop sowie den unter einem Plateau angeordneten Ausstellungsflächen stieß der Entwurf des Berliner Architekten Volker Staab auf Begeisterung. Einstimmig wurde er von der Jury mit dem ersten Preis gekürt und gleichzeitig zur Realisierung empfohlen.
Ein Interview in Auszügen:
Herr Staab, worin bestehen die typologischen und funktionalen Anforderungen an einen Museumsbau des 21. Jahrhunderts?
Generell kann man sagen, dass es »das« Museum des 21. Jahrhunderts nicht geben kann, da ein Phänomen der heutigen Museumslandschaft ihre zunehmende inhaltliche Ausdifferenzierung ist. Es gibt aber sicherlich gemeinsame Tendenzen, wie zum Beispiel eine Verschiebung von der auratischen Schatzkammer hin zu einem offenen, kulturellen Ort, an dem ausgestellt, bewahrt und geforscht wird und an dem man den Diskurs und die Unterhaltung nicht als unvereinbare Gegensätze begreift.
Als markantes Bauelement sticht der gläserne Turm in Ihrem Entwurf hervor. Die eigentlichen Museumsräume sind unterirdisch angesiedelt. Mit dieser raffinierten Lösung konnten Sie die Jury überzeugen. Wie kam es zu dieser Idee?
Die Herausforderung dieser Aufgabe lag unseres Erachtens darin, einen Neubau zu entwickeln, welcher beinahe sämtliche öffentlichen Funktionen des Bauhaus-Archivs aufnehmen sollte, ohne den so wichtigen Bestandsbau ins Abseits oder in die zweite Reihe zu stellen. Durch die Entscheidung, die Ausstellungsräume auf das Niveau des leicht abgesenkten Innenhofs zu legen, gelingt eine selbstverständliche Verbindung zwischen dem neuen und dem alten Museumsfoyer, und der Blick auf die Silhouette des Baus von Walter Gropius bleibt erhalten. Der Turm und die neu geschaffene Platzwand zur Von-der-Heydt-Straße schaffen einen neuen, zeichenhaften Eingangsplatz für das Ensemble.
Worin besteht Ihres Erachtens die Qualität des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes von Walter Gropius und welchen Einfluss hatte dieser Bau auf Ihren Entwurf?
Die Besonderheit des Bestandsgebäudes ist neben seiner eigenartigen Entstehungsgeschichte sicherlich seine organisatorische Struktur, die wesentlich von dem markanten Erschließungsweg, der »promenade architecturale«, geprägt wird. Auch wenn ich immer ein wenig mit der einen oder anderen Detaillierung dieses Hauses gehadert habe, ist dennoch die ikonografische Kraft der prägnanten Sheddächer, die über ihren großen Lichteintrag ja leider auch das Problem der Ausstellungsmacher sind, unübersehbar. So war es ein wesentlicher Bestandteil unseres Entwurfs, genau diese Qualitäten des Bestandsbaus zu erhalten und sie für das gemeinsame Ensemble zu nutzen.
Das ausführliche Interview finden Sie in unserem deutsch-englischsprachigen Katalog
Moving forward – Siegerentwurf und Preisträger für das neue Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, 2015 / Moving forward – winning design and prizewinners for the new Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, 2015,
Herausgeber: Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Eigenverlag, Berlin 2015, 72 Seiten, zahlreiche Abbildungen,
Preis: 9,50 €
Der Katalog ist auch im bauhaus-shop erhältlich